Das "recht außergewöhnliche
Nashorn"
In 1990 entdeckte ein begabter Schnitzer einen ebenmäßig
gewachsenen, ungewöhnlich großen Klotz aus dem begehrten
Teakholz. Ein Zufall.
Der Künstler war vom Stamm der Mashona, die seit
Urzeiten um die Ruinen von Great Zimbabwe im Süd-Osten
Simbabwes siedeln.
Er fühlte siche berufen, eine in seinem stamm tiefverwurzelte
Tradition weiterzutragen, immer wieder hatten sich
seine Vorfahren darin versucht, das Nashorn in Stein
und Holz nachzubilden, nocht allen war dies so gut
gelungen.
Ihm gelang es, ein "recht außergewöhnliches
Nashorn", wie er in Shona sagte, zu schaffen,
das die Wesenszüge des "White" (weißen)
und "Black" (schwarzen) Rhinoceros vereint.
Bis zur Zeitenwende lässt sich die Geschichte der
Ruinen von Mapungubwe (Südafrika) und Great Zimbabwe
zurückverfolgen, sie gilt vielen Afrikanern als eine
"African Naissance".
Damals war bereits ein kleines goldenes Nashorn das
Symbol dieser frühen afrikanischen Identität, als
Grabbeilage wurde es 1933 in Mapungubwe wiederentdeckt,
das "Golden Rhino" ist heute eine der größten
archäologischen Schätze Südafrikas.
Schon über Jahrtausende hin gilt das Nashorn den
sich entwickelnden Bantusprechenden Volksstämmen des
südöstlichen Afrika als Symbol für Kraft, Durchsetzungsvermögen,
aber auch Aggressivität..
Bald kam das "recht außergewöhnliche Nashorn"
mit nach Johannesburg (Südafrika), wo wir seit 50
Jahren leben und es gab mir die Inspiration zu Büchern,
Filmen und Vorträgen über die afrikanische Frühgeschichte.
Für meine kleine Enkeltochter Sarah wurde das "recht
außergewöhnliche Nashorn" ein Spielkamerad, besonders
als "Reittier". Ich habe es ihr vererbt
und nach München gebracht. Für ihren Balkon ist es
zu groß, so hat sie es ihrer Schule, der Nadi Grundschule
im Olympischen Dorf, geschenkt. Dort kann sie es jeden
Tag treffen und Erinnerungen an ihre gemeinsame Heimat
austauschen, denn Sarah ist auch Südafrikanerin.
Beide würden wohl mit einer gewissen Wehmut, rückblickend
dem englischen Schriftsteller Rudyard Kipling (1865
- 1936, "Das Dschungel Buch") zustimmen.
Dieser durchwanderte die Heimat der Nashörner und
erinnert sich:
"I never knew of a morning in South
Africa when I woke up and I was not happy"
(Ich kann mich an keinen Morgen in Südafrika erinnern,
an dem ich aufwachte und nicht glücklich war)
Geschichtlicher Hintergrund zu Mapungubwe
und Great Zimbabwe
Nachweisbare Siedlungsgebiete die auf die Zeitenwende
zurückgehen, sind entlang dem Limpopo zu finden.
Das Reich von Mapungubwe wird auf 900 - 1300 AD datiert.
Das Reich von Zimbabwe hatte seine Blütezeit von 1300
- 1450 AD.
Das weitere Siedlungsgebiet der Mapungubwe und Great
Zimbabwe Kultur liegt zu beiden Seiten des Limpopo
in Botswana, Südafrika, Mozambique und erstreckt sich
nach Nord-Osten in Zimbabwe.
Das "Golden Rhino" wurde 1933 auf dem Hügel
von Mapungubwe als Grabbeilage des zu dieser Zeit
herrschenden Königs (1150 AD) gefunden. Es gilt heute
als Symbol einer afrikanischen Naissance, der Geburtsstunde
der schwarzafrikanischen Bantu sprechenden Stämme.
Beide Ruinenstädte sind erst kürzlich von der UNESCO
zum Weltkulturerbe ernannt worden.
Im südafrikanischen Parlament wird diskutiert, dass
das "Golden Rhino" zum neuen Staatssymbol
erklärt wird.
Sarah reitet ihr "recht ungewöhnliches Nashorn"
(Photo Erika Bruchmann, Südafrika, 2007)
Sarah und ein Zulu-Krieger, er gehört zu den "bantusprechenden"
Stämmen des südlichen Afrikas
(Photo Erika Bruchmann, Durban, 2007)
Sarah Bruchmann, Nadi Grundschule, 2a
(Photo Erika Bruchmann, München, 2009)
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